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Gaststätte Lommerzheim

Sehnsucht nach Beständigkeit

Etwas abseits des Trubels, in der Siegesstraße, sticht eine etwas verwitterte Fassade ins Auge. Dahinter: die Gaststätte „Lommerzheim“.

Es ist nicht irgendeine Kneipe, es ist die berühmteste – man könnte auch sagen: die weltberühmteste – Kölns. Über dem unbewohnten Obergeschoss mit seinen vier Fenstern thront eine veraltete Leuchtreklame „Dortmunder Actien-Bier“. Rechts und links neben den Blechbuchstaben „Gaststätte“ sind Reklameschilder mit der Aufschrift „Lommerzheim“ angebracht. Links neben dem Gebäude befindet sich ein kleiner Biergarten mit Springbrunnen. Im Inneren betritt der Gast einen ca. 50 m² großen Schankraum. Da es früher kaum einen Sitzplatz gab, holten sich die Gäste eine Kiste Cola aus dem Hinterhof, legten ein paar alte Telefonbücher darauf und genossen so den Abend. 2008 wurde Abhilfe geschaffen und der alte Gewölbekeller zum Schankraum ausgebaut. Seit jeher wird hier Päffgen Kölsch ausgeschenkt. Bekannt sind auch die dicken XXL-Koteletts und die Hämmchen.

Geschichten um die Kneipe

Annemie und Hans Lommerzheim waren als Gastwirte besondere Persönlichkeiten und bei den Gästen sehr beliebt. Über sie ranken sich unendliche Geschichten und Anekdoten.

  1. Die berühmteste ist wohl die aus dem Jahr 1999. Der amerikanische Präsident Bill Clinton wollte eine Kölsch-Kneipe besuchen. Seine Begleiter fragten bei Lommerzheim an. „Nä, dat jeiht nit!“ soll Lommerzheim gesagt haben – dann müssten ja die Stammgäste draußen bleiben.
  2. Einst seufzte der Teilnehmer einer Gastronomiemesse: „Hier ist es eng, laut, es gibt kaum Getränke- und Essensauswahl und der Wirt wenig kommunikativ. Trotzdem ist das Lokal jeden Tag proppenvoll. Was mache ich bloß falsch?“
  3. Ein Gast hatte ein Kotelett bestellt, es fehlte aber das Besteck. Als er danach fragte, sagte Lommerzheim trocken: „Ich wollt´ nur nich, dat se sich verletzen.“
  4. Als ein Gast vergeblich versuchte, telefonisch einen Tisch zu reservieren, antwortete Lommerzheim später nach der Beschwerde: „Jung, mir sin he für Bier zo verkoofe, nit für zo telefoniere.“
Quelle: Von Superbass - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=84005482

Deutzer Originale

Annemie und Hans Lommerzheim

Das Ehepaar Lommerzheim betrieb bis 2004 die Gaststätte „Lommerzheim“. Hans Lommerzheim, genannt „Lommi“, aber von den Gästen immer höflich „Herr Lommerzheim“ angesprochen, war früher Köbes im Päffgen-Brauhaus in der Kölner Friesenstraße. 1959 eröffnete er zusammen mit seiner Frau Annemie seine eigene Gastwirtschaft. Er hatte dort das Privileg, Päffgen-Kölsch auszuschenken. Das Haus hatte er von seinen Eltern übernommen, die die Gaststätte seit 1945 betrieben hatten. Lommi zapfte das Bier und kümmerte sich um die Gäste, Annemie übernahm die Küche. Lange Zeit war es eine ganz normale, gutbürgerliche Kneipe, doch ab den 1980er Jahren entwickelte sie sich zu einer „Kultkneipe“. Die Zahl der Gäste wuchs und täglich wartete eine Schlange vor dem Gebäude auf Einlass. Sie wurde als „Insel im Zeitenwandel“ wahrgenommen. Am 31. Dezember 2004 schloss Hans Lommerzheim im Alter von 74 Jahren aus gesundheitlichen Gründen seine Gaststätte. Ein halbes Jahr später verstarb er während einer Urlaubsreise. Seine Witwe Annemie verkaufte das Gebäude an die Brauerei Päffgen.

Daten und Fakten

Su lang die Leechter noch brenne

(Text Michael Kremer, Musik Michael Kremer, Nils Schreiber)

Su lang beim Lommi die Leechter noch brenne
Su lang ´ne Funk weiß, wie Stippefott geiht
Su lang der Pitter noch schleiht, der Speimanes noch speit
Jo, su lang stirv der Kölsche nit us.

 

Wer Näheres über Lommerzheim erfahren möchte, darüber sind zwei Bücher herausgegeben worden. Die erste Auflage war 1999 wegen der großen Nachfrage schon nach einer Woche vergriffen:

Lommerzheim, Kleines Glücke op Kölsch, Hrsg.: Mahlke, Günther, Hans Schumacher, Rhein, 1999

Lommerzheim … die Legende lebt, Hrsg.: Bergrath, Norbert, Markus Werker, Bonn 2016

Bildquellen

  • : Von Superbass - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=84005482
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