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Bahnhof „Schiffbrücke“

Die Verbindung der Welt und ein großer Jammer

Deutz war im 19. Jahrhundert ein Zentrum der Industrialisierung. In diesem Zuge wurde ein verbindendes Eisenbahnnetz für die Versorgung des Umlandes und den Personenverkehr notwendig.

Neben der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft, die eine Strecke von Minden nach Deutz baute, gab es ein Konkurrenzunternehmen: die Bergisch-Märkische Eisenbahn-Gesellschaft. Diese betrieb eine Strecke von Elberfeld nach Deutz. Noch heute ist am Rhein ein Bahndrehkreuz zu sehen, das viele mit einem Turm vom römischen Kastell verwechseln.

1882 verlängerte die Gesellschaft diese Strecke entlang des Rheins mit einem Bahndamm bis zur Deutzer Schiffsbrücke. Dort wurde ein Bahnhof mit dem Namen „Schiffbrücke“ errichtet. Das an dieser Stelle bestehende Luxushotel „Bellevue“ wurde zum Bahnhotel umgebaut. Zunächst endete die Strecke an der Deutzer Brücke mit einem Kopfbahnhof. 1885 wurde sie nach Süden verlängert und führte in einem Bogen zum Bahnhof Kalk-Süd. Nach der Verstaatlichung der Bergisch-Märkischen-Eisenbahngesellschaft wenige Jahre später und der Inbetriebnahme des neuen Deutzer Bahnhofs 1913 wurde der Bahnhof „Schiffbrücke“ aufgegeben.

Der Deutzer „Eisenbahnjammer“

Tschüss schöne Aussicht, hallo „Schäl Sick“

1885 beschloss die Bergisch-Märkische Eisenbahn, die Strecke vom Bahnhof Schiffbrücke nach Süden zu verlängern. Dazu musste ein weiterer Bahndamm entlang des Deutzer Ufers und eine Brücke über die Deutzer Freiheit gebaut werden. Sehr zum Ärger der Deutzer Bürger. Denn der Bahndamm versperrte den  Blick auf Köln. Es entstand der berühmte „Deutzer Eisenbahnjammer“. Deutz hieß fortan „Schäl Sick“.

In der Kölnischen Zeitung erschien dazu am 23. April 1899 folgender Artikel: „Was ist aus unserem schönen Deutz geworden! Einst ein blühendes Städtchen am Rheinufer mit drei unwiderstehlichen Anziehungspunkten für die Cölner von drüben und für unsere rechtsrheinische Umgebung: „Marienbildchen“, „Prinz Karl“ (zwei beliebte Restaurationen am Rhein) und Deutzer Kirmes; Endpunkt der Cöln-Mindener, der Cöln-Gießener und der Bergisch-Märkischen Personen- und Güterzüge; ein Dorado für Kürassiere, Pioniere und Artilleristen aller Chargen; der großen Colonia schmuckes fröhliches Schwesterlein! Kein Ort am ganzen Rheinstrom vermochte den malerischen Zauber, die behagliche Geselligkeit darzubieten, wie ein Sommerabend im Marienbildchen, wenn in musik- und weinfroher Stimmung beim Plätschern der Schiffe, beim Rauschen der Wellen und bei glitzerndem Mondeslicht der Blick hinüberschweifte auf das mächtige alte Cöln, auf das herrlichste Stadtbild am schönsten deutschen Strome, wo die hohe Domkirche, Groß St. Martin und Rathausturm in gewaltigem Dreiklang in die Lüfte ragen! Zwar ragen diese noch empor wie ehemals. Aber Marienbildchen und Prinz Karl sind verschwunden, und uns arme Deutzer hat man durch einen garstigen Eisenbahndamm vom Rheine abgetrennt.(…) Diese bergisch-märkische Eisenbahnzwangsjacke, sie war der Anfang unseres Eisenbahnjammers.“

Das ehemalige Luxushotel „Belle Vue“

Treffpunkt der eleganten Welt in Deutz
Einst war das Deutzer Bahnhotel „Schiffbrücke“ das Luxushotel „Belle Vue“. Es wurde zum Teil auf den Resten eines römischen Kastells erbaut. Früher gehörte es zur Deutzer Abtei St. Heribert. Nach der Säkularisation 1807 wurde es als „Marienbildchen“ bekannt. Ab 1833 gingen hier vornehme Gäste ein und aus. Aus Gründen: Nach einem Umbau verfügte es über komfortable Suiten, eine Aussichtsplattform bot einen herrlichen Blick auf das Kölner Stadtpanorama. Und das Hotel war per Eisenbahn und Dampfschiff gut zu erreichen. Sogar Königin Victoria und ihr Gemahl Albert mit Gefolge übernachteten 1858 hier.

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Bildquellen:

Bahnhof: Von O. Ebel Berlin – Zentralblatt der Bauverwaltung. 7. 1887, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=130871292

Hotel Belle-Vue: Von Autor/-in unbekannt – Werbedruck, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=130826749

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