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Deutzer Synagoge

Deutz als jüdische Diaspora

Wo heute Spaziergänger flanieren und Kinder spielen, stand einst die erste Synagoge der jüdischen Gemeinde von Deutz: auf der heutigen Grünfläche (Aufgang zur Deutzer Brücke / Siegburger Str. / Bauverein).

Eine Synagoge an diesem Ort wurde erstmals 1426 bezeugt und im 16. Jahrhundert erneut. Im Jahr 1784 wurde das Gebäude durch einen „großen Eisgang“ zerstört – und mit ihm 13 Thorarollen. Möglicherweise befinden sich heute noch Reste der zugehörigen Mikwe (ein brunnenartiges jüdisches Ritualbad) unter der Aufschüttung der Rampe zur Deutzer Brücke. Zwei Jahre später, 1786, errichtete die Gemeinde an gleicher Stelle einen unscheinbaren Neubau, der alte Kultgegenstände aus dem zerstörten Gotteshaus aufnahm. Das Gebäude bestand aus zwei Teilen, einem Vorhaus und der eigentlichen Synagoge. 1915 musste die Synagoge den Auffahrten zur Hängebrücke (einem Vorgängerbau der heutigen Deutzer Brücke) weichen. 

Als Ersatz ließ die Stadt Köln der Gemeinde ein neues Gebäude am Reischplatz 6 errichten, in dem ein Betsaal und eine Religionsschule untergebracht waren. Die Synagoge wurde in der Pogromnacht vom 9. zum 10.11.1938 verwüstet und in Brand gesteckt. An diese Synagoge erinnert eine Gedenktafel.

Die 2. Synagoge (Aquarell von Wilhelm Scheiner). Zu erkennen am David-Stern auf dem Dach.

Geschichte der Deutzer Gemeinde

Zentrum des Judentums im damaligen Kurköln

Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Deutz begann 1423/1424, nachdem die Juden „up ewige tzyden“, „auf alle Zeiten“, aus Köln vertrieben wurden. Vorher hatten in Deutz schon Juden gewohnt, doch nun siedelten sich viele aus Köln vertriebenen Juden hier an, wo sie unter dem Schutz des Erzbischofs Dietrich von Moers lebten. Deutz war bis 1580 mit Synagoge und Schule vorübergehend der Sitz der jüdischen Gemeinde des Erzstiftes Köln, wobei ihr Rabbiner den Titel „Landesrabbiner von Cöln“ führen durfte. Die meisten jüdischen Familien lebten in der Vocher Gasse, der heutigen Mindener Straße, und in der Hallenstraße. Ihre Haupteinnahmequellen waren Geldverleih und Pfandhandel. Später spielte der Handel eine größere Rolle, wobei es oft zu Konflikten mit christlichen Kaufleuten und Zünften kam. Im Jahre 1665 kam es zu antijüdischen Auseinandersetzungen. Laut Geschichtsschreibung sollen den Juden aber viele Deutzer Bürger beigestanden haben. Im Zuge der Säkularisation zogen nach 1800 etliche Juden nach Köln. Die Anzahl der Deutzer Gemeindemitglieder blieb dennoch konstant, da sich viele Juden aus dem Umland in Deutz ansiedelten.

Zerstörung jüdischen Lebens 

Nach den Pogromen im Jahr 1938 lebten nur noch rund 100 Juden in den rechtsrheinischen Ortsteilen Deutz, Kalk und Poll. Im Mai 1941 ordneten die NS-Behörden an, dass diese in Ghettohäuser in das linksrheinische Köln zu ziehen hätten. Damit endete die Existenz einer Deutzer jüdischen Gemeinde.
Die Deportationen der Kölner Juden erfolgten vom Deutzer Bahnhof aus. Von 1941 bis 1944 gingen 15 Transporte in Konzentrations- und Vernichtungslager.

Die Dr.-Simons-Straße in Deutz erinnert an den letzten amtierenden Deutzer Rabbiner und Religionslehrer Julius Simons, der in Auschwitz ermordet wurde.

Jüdischer Friedhof in Köln-Deutz

Zeugnis jüdischen Lebens in Deutz ist heute noch der jüdische Friedhof in der Judenkirchgasse. Hier liegen unter anderem begraben: Isaac Offenbach, der Vater des Komponisten Jacques Offenbach, die Familie Oppenheim und der Schriftsteller und Philosoph Moses Hess.

Bildquelle:Von Wilhelm Scheiner (1852-1922), deutscher Kunstmaler – Jürgen Wilhelm (Hrsg.): Zwei Jahrtausende Jüdische Kunst und Kultur in Köln. Greven Verlag Köln, 2007. S. 178., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=148007377

Quellen: 

https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdische_Geschichte_in_K%C3%B6ln

https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdische_Geschichte_in_K%C3%B6ln#Friedhof_Deutz

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